Historie

Die Vorgeschichte

Es war die Zeit der Elektronik-Bastler. Bedingt durch die fehlende Angebotsvielfalt an elektronischen Geräten in den achtziger Jahren, mussten viele Elektronik-Bastler ihre Wünsche nach Musikverstärkern, Lichtorgeln, Lichtschranken und vieles mehr mit Eigenentwicklungen erfüllen. Dieses taten auch die beiden Brüder Contag, die Spaß an Elektronik und Feinwerktechnik und eben am „Basteln und Tüfteln“ hatten.

Die nötigen Leiterplatten hierzu wurden zu Hause mit ätzenden Säuren auf dem Schreibtisch hergestellt. Die Mutter war zwar über die Chemie und die Stromausfälle nach Kurzschlüssen nicht begeistert, aber freute sich trotzdem, dass die Kinder ein sinnvolleres Hobby hatten als „Fernsehen und Rumhängen“.

Der Vater wusste als Chemie-Professor, wie man Leiterplatten so richtig produziert und fragte die Söhne, ob sie nicht Lust hätten, einen kleinen Laden aufzumachen. Die Söhne waren begeistert. Er zeigte ihnen dann die Fertigung an der TFH Berlin ganz genau und stellte 1980 ein Startkapital für die ersten drei Monatsmieten, Versicherungsprämie und Materialbestellung zur Verfügung. Dann meinte er: „Den Rest macht Ihr selbst, wenn Ihr Fragen habt, könnt Ihr mich anrufen – so wird man selbstständig.“

Das Geschäftsmodell

„CONTI’S LEITERPLATTEN-SERVICE“ stellt die Fertigungsgeräte im Laden zur Verfügung und die Elektronik-Bastler und Studenten können dort die Leiterplatten selbst ätzen und bohren.

Der Start

Gesucht wurde ein primitiver Holz-Kiosk unter einer S-Bahn-Brücke. Gefunden wurde schließlich sogar ein richtiger kleiner „Laden“ mit 2 Räumen à 20 m² in Siemensstadt; Geschäftseröffnung war am 14.10.1981.

Telefon und Wasseranschluss? Im ersten Jahr Fehlanzeige, dies war schließlich zu teuer für einen Schüler und einen Studenten im 1. Semester.
Wasser für die Produktion holte man sich von der Handpumpe am Straßenrand, die es damals noch zum Autowaschen gab. Für den Toilettengang hatte der Kneipenwirt nebenan immer lächelnd ein Auge zugedrückt...

Das neben der Ladentür sichtbare, in mühseliger Kleinarbeit ausgesägte Männchen sollte die „Elektronik-Bastler“ vom gegenüberliegenden Siemens-Werk anlocken.

Die Räume wurden sehr wohnlich ausgestattet. Hierfür sorgte unter anderem die Mutter mit selbstgenähten Gardinen.

Dann der erste Auftrag - vom besten Freund: Er benötigte Leiterplatten für den Bau seiner „Lichtorgeln“.

 

Die Werbung

Ein alter klappriger R4 wurde leuchtend gelb gesprayt und vielfach beschriftet.Dieser „Hingucker“ wurde vor Elektronik-Geschäften abgestellt. Bestückt mit reichlich Handzetteln an der Seitenscheibe wurde somit der Bastler beworben.

Die ersten Werbezettel wurden – als Gegenleistung für geleistete Renovierungshilfe und Jugendarbeit in der Kirche – von der Kirchengemeinde Siemensstadt gesponsert. Der Bastler durfte seine Leiterplatte selbst fertigen und zahlte für eine einseitige Platine 6,00 DM (ca. 3,00 €). Selbstverständlich konnte die Leiterplatte auch bei den Contag-Brüdern in Auftrag gegeben werden, dann kostete diese allerdings 8,00 DM (ca. 4,00 €).

Funkausstellung Berlin

1983 - Ein emotionaler Höhepunkt

Ein eigener kleiner Messestand auf der Funkausstellung.
Auch hier galt es, ”selbst ist der Mann” und es wurde gebohrt, gehämmert, gesägt und gestrichen. Jeder Buchstabe an der Wand wurde mühsam mit der Laubsäge ausgesägt, denn alles andere wäre einfach zu teuer gewesen.

Geht das Geschäftsmodell auf?

In den ersten Jahren war der „Laden“ nur 2 Stunden in der Woche geöffnet (montags von 16-18 Uhr), mehr Zeit war privat nicht drin. Die Contags gingen nämlich noch anderen Jobs nach wie z.B. „Schneedienst in der Nacht“, damit genug Geld zusammen kam, um tagsüber den Leiterplatten-Laden am Leben zu halten. Und das Studium war ja auch noch da...

Im ersten Jahr kamen nur einige Studenten, die mit Flugblättern an der Uni gewonnen wurden. Dann auch einige Bastler, die bei Elektronikgeschäften darauf aufmerksam wurden. Nach 3 Jahren war es zu zweit mit zwei Stunden pro Woche nicht mehr zu schaffen, Freunde von der Uni halfen mit, eine weitere Öffnungszeit am Mittwoch (ebenfalls von 16-18 Uhr) wurde eingerichtet.

Der 1. Raum (20 m²): Verkaufsraum

Die Entwicklung des Geschäfts war auch am Verkaufstresen ablesbar. War in den ersten Jahren nur ein ausrangierter alter Holztisch vorhanden, so gab es nach drei Jahren einen richtigen Tresen aus Hartfaserpappe. Nach 7 Jahren konnte man durch die ersten finanziellen Erfolge auch den Verkaufsraum heller und freundlicher einrichten.

Das Geschäft war nun schon 7 Stunden pro Woche geöffnet, verbunden allerdings mit abendlichen Überstunden und nächtlichen Programmierzeiten. Für das Studium blieb „leider“ nach und nach immer weniger Zeit. Als dann sogar die ersten Firmen, wie Siemens und das Hahn-Meitner-Institut, Leiterplatten herstellen ließen, waren der Stolz der Inhaber groß. Verbunden allerdings mit der Sorge, dass die Unternehmen herausfanden, dass man ausschließlich mit manuell selbstgebauten Geräten produzierte. Überraschenderweise war dies den Entwicklern aber nicht so wichtig. Immer wieder hörte man die Auskunft: „Ihr macht das schon, entscheidend ist, dass man bei Euch auf die Leiterplatten warten kann – das gibt es nirgendwo!“

Ein „Computer“ half beim Schreiben der Rechnungen. Jegliche Software wurde schon damals von Andreas Contag selbst entwickelt und programmiert. Am Anfang war es ein Commodore VC20 mit 0,02 MB (!) Speicher, der dann vom C64 abgelöst wurde.

Der 2. Raum (20 m²): Produktion

Die Produktion lief folgendermaßen ab:

1. Kopieren: Die Kunden lieferten meist Schwarz-Weiß-Zeichnungen auf Papier oder Mattfolie. Diese mussten auf einen transparenten Film kopiert werden. Der Kopierer wurde mittels einer 500W-Lampe und etwas Holz selbstgebaut. Dies galt natürlich auch für die elektronische Zeitsteuerung.

2. Belichten: Der transparente Film wurde auf das mit Fotolack beschichtete Basismaterial gelegt, mit Büroklammern fixiert und 3 Minuten mit UV-Licht einer Pflanzenlampe belichtet.

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Der 2. Raum (20 m²): Produktion

3. Ätzen: Eine Ätzanlage zu kaufen war finanziell nicht drin, also wurde getüftelt und folgende Konstruktion verwirklicht: Die Wanne wackelte über einen Exzentermotor immer hin und her, damit die Flüssigkeit über die Leiterplatte fließen konnte. Für die Erwärmung des Bades wurde ein Wasserkocher aus der Küche verwendet und das erwärmte Wasser über einen Schlauch im Bad umgepumpt. Somit war nur ein alter Holztisch, ein Exzentermotor und Sperrholz nötig.

4. Bohren: Mit folgendem Wettspiel wurde motiviert: Vier Studenten (beide Contags und zwei helfende Freunde) saßen um einen Tisch herum mit je einer kleinen Hand-Bohrmaschine. „Auf die Plätze, fertig, los“: Wer zuerst 10 Leiterplatten fertig gebohrt hatte (ca. 1000 Bohrungen) war Sieger. Wehe dem, der aber auch nur ein Loch etwas daneben gesetzt hatte..., denn Qualität wurde schon immer GROSS geschrieben.

Über das Produktionsverfahren schmunzelt man Jahre später, es war damals aber ausreichend effektiv. Investitionen im kaufmännischen Sinne gab es nicht, weil alle Geräte in Eigenleistung mit geringsten Mitteln gebaut wurden. Das war billig – und die eigene Arbeitszeit kostete ja nichts.

Vom Ladengeschäft zum Unternehmen

Die Kundschaft veränderte sich stetig. Zahlreiche Unternehmen aus der Elektronikindustrie wurden auf den neuen Anbieter aufmerksam und bestellten Leiterplatten. Begeistert von der hohen Fertigungsgeschwindigkeit und der kundenorientierten Dienstleistung wurden sie nach und nach zu Stammkunden.

Andererseits nahm die Anzahl der Elektronik-Bastler in der Gesellschaft ab. Basteln war nicht mehr unbedingt nötig, denn die Angebotsvielfalt an elektronischen Geräten und Kleingeräten hatte in den achtziger und neunziger Jahren deutlich zugenommen.
Die Ladentheke hatte somit ausgedient. Der Verkaufsraum wurde zum Büro umgebaut und moderner eingerichtet. Das Geschäft wurde sichtbar zum Kleinbetrieb.
Die Geschäftszeit wurde auf eine 5-Tage-Woche erweitert. Feste Mitarbeiter wurden eingestellt. Die beiden Gründer schnupperten „Unternehmerluft“.

Marketing

Der erste 4-seitige Farbprospekt wurde gemeinsam mit einem Freund in Heimarbeit erstellt. Die Druckkosten waren schließlich schon teuer genug. Mit diesem Prospekt konnte man nun auch nach außen als Produktionsbetrieb auftreten. Gegen die Auffassung in der Branche, dass es sich ja nur um einen ”Bastler-Laden” handelte, musste man kräftig ankämpfen.

Die Vorgeschichte

Es war die Zeit der Elektronik-Bastler. Bedingt durch die fehlende Angebotsvielfalt an elektronischen Geräten in den achtziger Jahren, mussten viele Elektronik-Bastler ihre Wünsche nach Musikverstärkern, Lichtorgeln, Lichtschranken und vieles mehr mit Eigenentwicklungen erfüllen. Dieses taten auch die beiden Brüder Contag, die Spaß an Elektronik und Feinwerktechnik und eben am „Basteln und Tüfteln“ hatten.

Die nötigen Leiterplatten hierzu wurden zu Hause mit ätzenden Säuren auf dem Schreibtisch hergestellt. Die Mutter war zwar über die Chemie und die Stromausfälle nach Kurzschlüssen nicht begeistert, aber freute sich trotzdem, dass die Kinder ein sinnvolleres Hobby hatten als „Fernsehen und Rumhängen“.

Der Vater wusste als Chemie-Professor, wie man Leiterplatten so richtig produziert und fragte die Söhne, ob sie nicht Lust hätten, einen kleinen Laden aufzumachen. Die Söhne waren begeistert. Er zeigte ihnen dann die Fertigung an der TFH Berlin ganz genau und stellte 1980 ein Startkapital für die ersten drei Monatsmieten, Versicherungsprämie und Materialbestellung zur Verfügung. Dann meinte er: „Den Rest macht Ihr selbst, wenn Ihr Fragen habt, könnt Ihr mich anrufen – so wird man selbstständig.“

1981-1985 Die Gründerjahre

Es war die Zeit der Elektronik-Bastler. Bedingt durch die fehlende Angebotsvielfalt an elektronischen Geräten in den achtziger Jahren, mussten viele Elektronik-Bastler ihre Wünsche nach Musikverstärkern, Lichtorgeln, Lichtschranken und vieles mehr mit Eigenentwicklungen erfüllen. Dieses taten auch die beiden Brüder Contag, die Spaß an Elektronik und Feinwerktechnik und eben am „Basteln und Tüfteln“ hatten.

Die nötigen Leiterplatten hierzu wurden zu Hause mit ätzenden Säuren auf dem Schreibtisch hergestellt. Die Mutter war zwar über die Chemie und die Stromausfälle nach Kurzschlüssen nicht begeistert, aber freute sich trotzdem, dass die Kinder ein sinnvolleres Hobby hatten als „Fernsehen und Rumhängen“.

Der Vater wusste als Chemie-Professor, wie man Leiterplatten so richtig produziert und fragte die Söhne, ob sie nicht Lust hätten, einen kleinen Laden aufzumachen. Die Söhne waren begeistert. Er zeigte ihnen dann die Fertigung an der TFH Berlin ganz genau und stellte 1980 ein Startkapital für die ersten drei Monatsmieten, Versicherungsprämie und Materialbestellung zur Verfügung. Dann meinte er: „Den Rest macht Ihr selbst, wenn Ihr Fragen habt, könnt Ihr mich anrufen – so wird man selbstständig.“

Gesucht wurde ein primitiver Holz-Kiosk unter einer S-Bahn-Brücke. Gefunden wurde schließlich sogar ein richtiger kleiner „Laden“ mit 2 Räumen à 20 m² in Siemensstadt; Geschäftseröffnung war am 14.10.1981.

Telefon und Wasseranschluss? Im ersten Jahr Fehlanzeige, dies war schließlich zu teuer für einen Schüler und einen Studenten im 1. Semester.
Wasser für die Produktion holte man sich von der Handpumpe am Straßenrand, die es damals noch zum Autowaschen gab. Für den Toilettengang hatte der Kneipenwirt nebenan immer lächelnd ein Auge zugedrückt...
Das neben der Ladentür sichtbare, in mühseliger Kleinarbeit ausgesägte Männchen sollte die „Elektronik-Bastler“ vom gegenüberliegenden Siemens-Werk anlocken.

Die Räume wurden sehr wohnlich ausgestattet. Hierfür sorgte unter anderem die Mutter mit selbstgenähten Gardinen.
Dann der erste Auftrag - vom besten Freund: Er benötigte Leiterplatten für den Bau seiner „Lichtorgeln“.

Das Geschäftsmodell: „CONTI’S LEITERPLATTEN-SERVICE“ stellt die Fertigungsgeräte im Laden zur Verfügung und die Elektronik-Bastler und Studenten können dort die Leiterplatten selbst ätzen und bohren.

Ein alter klappriger R4 wurde leuchtend gelb gesprayt und vielfach beschriftet. Dieser „Hingucker“ wurde vor Elektronik-Geschäften abgestellt. Bestückt mit reichlich Handzetteln an der Seitenscheibe wurde somit der Bastler beworben.
Die ersten Werbezettel wurden – als Gegenleistung für geleistete Renovierungshilfe und Jugendarbeit in der Kirche – von der Kirchengemeinde Siemensstadt gesponsert. Der Bastler durfte seine Leiterplatte selbst fertigen und zahlte für eine einseitige Platine 6,00 DM (ca. 3,00 €). Selbstverständlich konnte die Leiterplatte auch bei den Contag-Brüdern in Auftrag gegeben werden, dann kostete diese allerdings 8,00 DM (ca. 4,00 €).

1983 – Ein eigener kleiner Messestand auf der Funkausstellung.
Auch hier galt es, ”selbst ist der Mann” und es wurde gebohrt, gehämmert, gesägt und gestrichen. Jeder Buchstabe an der Wand wurde mühsam mit der Laubsäge ausgesägt, denn alles andere wäre einfach zu teuer gewesen.

In den ersten Jahren war der „Laden“ nur 2 Stunden in der Woche geöffnet (montags von 16-18 Uhr), mehr Zeit war privat nicht drin. Die Contags gingen nämlich noch anderen Jobs nach wie z.B. „Schneedienst in der Nacht“, damit genug Geld zusammen kam, um tagsüber den Leiterplatten-Laden am Leben zu halten. Und das Studium war ja auch noch da...

Im ersten Jahr kamen nur einige Studenten, die mit Flugblättern an der Uni gewonnen wurden. Dann auch einige Bastler, die bei Elektronikgeschäften darauf aufmerksam wurden. Nach 3 Jahren war es zu zweit mit zwei Stunden pro Woche nicht mehr zu schaffen, Freunde von der Uni halfen mit, eine weitere Öffnungszeit am Mittwoch (ebenfalls von 16-18 Uhr) wurde eingerichtet.

1986-1986 Bastler-Laden

Die Entwicklung des Geschäfts war auch am Verkaufstresen ablesbar. War in den ersten Jahren nur ein ausrangierter alter Holztisch vorhanden, so gab es nach drei Jahren einen richtigen Tresen aus Hartfaserpappe. Nach 7 Jahren konnte man durch die ersten finanziellen Erfolge auch den Verkaufsraum heller und freundlicher einrichten.
Das Geschäft war nun schon 7 Stunden pro Woche geöffnet, verbunden allerdings mit abendlichen Überstunden und nächtlichen Programmierzeiten.
Für das Studium blieb „leider“ nach und nach immer weniger Zeit. Als dann sogar die ersten Firmen, wie Siemens und das Hahn-Meitner-Institut, Leiterplatten herstellen ließen, waren der Stolz der Inhaber groß. Verbunden allerdings mit der Sorge, dass die Unternehmen herausfanden, dass man ausschließlich mit manuell selbstgebauten Geräten produzierte. Überraschenderweise war dies den Entwicklern aber nicht so wichtig. Immer wieder hörte man die Auskunft: „Ihr macht das schon, entscheidend ist, dass man bei Euch auf die Leiterplatten warten kann – das gibt es nirgendwo!“

Ein „Computer“ half beim Schreiben der Rechnungen. Jegliche Software wurde schon damals von Andreas Contag selbst entwickelt und programmiert. Am Anfang war es ein Commodore VC20 mit 0,02 MB (!) Speicher, der dann vom C64 mit angeschlossener Typenradschreibmaschine abgelöst wurde. Als dann der ATARI ST auf den Markt kam, musste erneut sämtliche Software in monatelanger Nachtarbeit neu geschrieben werden.

Die Produktion verlief folgendermaßen:

1. Kopieren: Die Kunden lieferten meist Schwarz-Weiß-Zeichnungen auf Papier oder Mattfolie. Diese
mussten auf einen transparenten Film kopiert werden. Der Kopierer wurde mittels einer 500W-Lampe und etwas Holz selbstgebaut. Dies galt natürlich auch für die elektronische Zeitsteuerung.

2. Belichten: Der transparente Film wurde auf das mit Fotolack beschichtete Basismaterial gelegt, mit Büroklammern fixiert und 3 Minuten mit UV-Licht einer Pflanzenlampe belichtet.

3. Ätzen: Eine Ätzanlage zu kaufen war finanziell nicht drin, also wurde getüftelt und folgende Konstruktion verwirklicht: Die Wanne wackelte über einen Exzentermotor immer hin und her, damit die Flüssigkeit über die Leiterplatte fließen konnte. Für die Erwärmung des Bades wurde ein Wasserkocher aus der Küche verwendet und das erwärmte Wasser über einen Schlauch im Bad umgepumpt. Somit war nur ein alter Holztisch, ein Exzentermotor und Sperrholz nötig.

4. Bohren: Mit folgendem Wettspiel wurde motiviert: Vier Studenten (beide Contags und zwei helfende Freunde) saßen um einen Tisch herum mit je einer kleinen Hand-Bohrmaschine. „Auf die Plätze, fertig, los“: Wer zuerst 10 Leiterplatten fertig gebohrt hatte (ca. 1000 Bohrungen) war Sieger. Wehe dem, der aber auch nur ein Loch etwas daneben gesetzt hatte..., denn Qualität wurde schon immer GROSS geschrieben.

Über das Produktionsverfahren schmunzelt man Jahre später, es war damals aber ausreichend effektiv. Investitionen im kaufmännischen Sinne gab es nicht, weil alle Geräte in Eigenleistung mit geringsten Mitteln gebaut wurden. Das war billig – und die eigene Arbeitszeit kostete ja nichts.

Die Geschäftsfläche musste 1989 erweitert werden.
Angeboten hatte sich hierfür die nebenan liegende Wohnung, die allerdings zu diesem Zeitpunkt noch vermietet war. Nachdem für den Mieter eine neue Wohnung gesucht und auch gefunden wurde, stand der Erweiterung auf 120 m² nichts mehr im Weg.

Oder doch? Durch die Wohnungsknappheit gab es ein Verbot der „Zweckentfremdung von Wohnraum“ und eine Leiterplatten-Produktion mit Chemie und Bohrmaschinen war in einem Wohnhaus bestimmt nicht gerne gesehen. Also gab man sich in den Punkten Umwelt, Sicherheit und Lärm ganz penibel und letztlich auch erfolgreich Mühe. Weil ein Umzug in Gewerberäume finanziell kaum zu stemmen gewesen wäre, hing das Überleben des Geschäfts jahrelang am seidenen Faden.

Durch die Erweiterung gab es nun endlich auch eine eigene Toilette. Sogar ein kleiner Besprechungs- und Pausenraum war vorhanden, ein dort vom Vormieter eingebautes Hochbett wurde als Lagerfläche genutzt.

1991 - 1995 Kleinfertigung

Die Kundschaft veränderte sich stetig. Zahlreiche Unternehmen aus der Elektronikindustrie wurden auf den neuen Anbieter aufmerksam und bestellten Leiterplatten. Begeistert von der hohen Fertigungsgeschwindigkeit und der kundenorientierten Dienstleistung wurden sie nach und nach zu Stammkunden.

Andererseits nahm die Anzahl der Elektronik-Bastler in der Gesellschaft ab. Basteln war nicht mehr unbedingt nötig, denn die Angebotsvielfalt an elektronischen Geräten und Kleingeräten hatte in den achtziger und neunziger Jahren deutlich zugenommen.

Die Ladentheke hatte somit ausgedient. Der Verkaufsraum wurde zum Büro umgebaut und moderner eingerichtet. Das Geschäft wurde sichtbar zum Kleinbetrieb.

Die Geschäftszeit wurde auf eine 5-Tage-Woche erweitert. Feste Mitarbeiter wurden eingestellt. Die beiden Gründer schnupperten „Unternehmerluft“.

Ein Meilenstein in der Unternehmensentwicklung war die Einführung der Technologie „Chemische Durchkontaktierung“, die erst erlernt werden musste. Aus der ursprünglichen, eher mechanischen Leiterplatten-Produktion, wurde nun eine chemische Produktion.

Das theoretische Wissen, das Dietmar Contag bei seinem Leiterplatten-Zusatzstudium an der TFH Berlin erlernt hatte, war die Basis für die Entwicklung und den Selbstbau einer manuellen Kleingalvanik. Sie wurde 4m lang und bestand aus 10 Prozessbädern und 12 Spülbädern.

Die Fertigung der neuen Produkte funktionierte sofort reibungslos. Probleme gab es eher bei der Abwasserbehandlung, denn diese erfolgte chargenweise manuell und war sehr aufwändig. Man musste sich hier viel Mühe geben, denn die Wasserbetriebe prüften die Sauberkeit des Abwassers regelmäßig durch Entnahme von Proben.

Die Anzahl der Aufträge wuchs stetig. Gebrauchte und billige Fertigungsgeräte wurden gesucht, aber leider nur in Einzelfällen auch gefunden. Denn es war nur Platz und Geld für manuelle Maschinen vorhanden. Leiterplatten-Gerätschaften sind jedoch in der Regel groß, automatisch und damit teuer.

Die Betriebsräume wurden um eine zweite Wohnung erweitert. Diese lag leider nicht angrenzend, sodass man immer über den Hausflur laufen musste. Aber bitte leise, denn die Hausbewohner durften nicht missgestimmt werden. Ein chemischer Produktionsbetrieb in einem Wohnhaus? Das war nicht gerade beruhigend.

Der erste 4-seitige Farbprospekt wurde gemeinsam mit einem Freund in Heimarbeit erstellt. Die Druckkosten waren schließlich schon teuer genug. Mit diesem Prospekt konnte man nun auch nach außen als Produktionsbetrieb auftreten. Gegen die Auffassung in der Branche, dass es sich ja nur um einen ”Bastler-Laden” handelte, musste man kräftig ankämpfen.